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"Ein neues Jahr, ein neues Ich? Neujahrs-Vorsätze oder Selbstakzeptanz ?"

  • Autorenbild: Katrin Haaga
    Katrin Haaga
  • 30. Dez. 2023
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 21. Mai 2024


Eine junge Frau im Sommerkleid sitzt auf einem Weg und lächelt in die Kamera
Junge Frau sitzt auf Weg

Der Jahreswechsel ist für viele die Zeit der guten Vorsätze für das neue Jahr.


Gehörst du vielleicht auch zu denen, die sich für das neue Jahr vorgenommen haben, endlich wieder mehr Sport zu machen, gesünder zu essen, besser auf sich zu achten oder sogar, nicht mehr so viel mit den Kindern zu meckern?

Warum ich nichts von „Neujahrs-Vorsätzen“ halte

Wir nehmen uns oft Dinge vor, die „man“ vermeintlich tun sollte, d.h. der Grund für den guten Vorsatz liegt oft im Außen. Wir nehmen uns dann Dinge vor wie z.B. „Gesünder essen“, weil es anscheinend alle machen und du den Eindruck hast, hier mithalten zu müssen.

Oftmals nehmen wir uns dann aber Dinge vor, die nicht zu unseren aktuellen Lebensbedingungen passen, die unrealistisch sind oder die eher dem Ziel der vermeintlichen Selbstoptimierung dienen und uns Druck machen. Solche Vorsätze sind oft zum Scheitern verurteilt und können uns sogar schaden, dazu nachher mehr.

Unrealistische Vorsätze:


"Nicht mehr mit den Kindern zu meckern“ ist sicher ein frommer Wunsch, aber sind wir mal ehrlich: Wie realistisch ist es, dass im kommenden Jahr die Bedürfnisse aller immer zusammen passen werden? Eben…

Bist du eher eine Eule und gehst spät ins Bett? Dann ist es eher unrealistisch, dass du ab morgen Mitglied des 5-Uhr-Clubs wirst.

Wer im ständigen Kampf mit sich selbst ist oder keinen Spaß an seinem guten Vorsatz hat, wessen Lebensbedingungen nicht zu den Vorsätzen passen, der wird es schwer haben, nachhaltig etwas in seinem Leben zu verändern.

Selbstoptimierungs-Vorsätze:

Wenn gute Vorsätze der „Selbstoptimierung“ dienen, suggerieren sie uns, dass wir so wie wir sind nicht genug sind und wir Veränderung nur schaffen, wenn wir „besser“ werden.

Wir optimieren uns gerne in Richtungen, die uns von außen vorgegeben werden. Sei es durch Erwartungen innerhalb der Familie oder sogar der Gesellschaft.

Wir schauen uns um und haben das Gefühl, dass alle anderen ihr Leben besser im Griff haben. Die Nachbarin macht regelmäßig Sport, kocht frisch und gesund, begleitet ihre Kinder bedürfnisorientiert, hat eine gut funktionierende Beziehung und kann sich locker auch noch Zeit für sich selber einplanen, nachdem Sie noch schnell einen Kuchen für das nächste Kita- oder Schulevent gebacken hat. Und das alles absolviert Sie mit guter Laune und innerer Zufriedenheit.

Kein Wunder also, dass wir das Gefühl haben nicht „gut genug zu sein“ oder uns selbstoptimieren zu müssen.  Aber weißt du was, ja, deine Ziele und Pläne für das neue Jahr sollen herausfordernd sein und dich etwas aus deiner Komfortzone rauslocken. Was sie aber auf keinen Fall tun dürfen ist, dich zu überfordern und dir ein ungutes Versager-Gefühl geben. Schau nicht auf die anderen und deren Erwartungen, steig aus, aus dem Selbstoptimierungswahn, der dich dazu verführen will, immer schneller, höher und weiter zu kommen.

Bleib bei dir, und überleg dir genau: Passt das Ziel zu meinem Leben? Hab ich darauf wirklich Bock? Oder habe ich nur das Gefühl, dass „alle anderen“ es auch machen oder von mir erwarten?


Das Erreichen solcher Vorsätze macht keinen „besseren Menschen“ aus dir! Und wenn du dann scheiterst und dir Gedanken kommen wie „Typisch für mich, dass ich das nicht schaffe“, haben diese Vorsätze sogar das Potenzial dich unglücklich zu machen.

Unspezifische Ziele/Vorsätze:

Ein weiterer Grund, warum unsere Vorsätze nach kurzer Zeit scheitern ist, dass sie unklar formuliert sind. Die SMART-Methode kann dir dabei helfen, deine Ziele so zu formulieren, dass du sie in die Tat umsetzen kannst.

„SMART“ ist ein Akronym, also ein Wort, das aus den Anfangsbuchstaben folgender Wörter gebildet wird und steht für:

Spezifisch = Formuliere dein Ziel so konkret wie möglich.

Messbar = Wie kannst du die Zielerreichung messen, bis wann soll das Ziel erreicht sein?

Attraktiv = Dein Ziel sollte attraktiv und anspruchsvoll sein. Du solltest Lust haben, das Ziel tatsächlich zu verfolgen. Am besten formulierst du es positiv, sodass du eine Motivation spürst, dieses Ziel auch zu erreichen. Es braucht möglichst konkrete Ideen zur niedrigschwelligen Umsetzung.


Realistisch = Ist das Ziel auch erreichbar? Passt es in dein Leben mit deinen individuellen Rahmenbedingungen (Stichwort „5-Uhr-Club“ oder „Ab jetzt kein Industriezucker mehr“).


Terminiert = Bei der Formulierung deines Ziels sollte klar werden, bis wann was erreicht werden soll.

Die Basis für deine Ziele und Pläne - Selbstakzeptanz.


Neben der konkreten und positiven Formulierung deiner Ziele sind weitere Dinge für dich wichtig:

Selbstakzeptanz: Die Basis für deine Pläne im neuen Jahr ist „Selbstakzeptanz“, d.h. du kannst dich in der Gesamtheit deiner Persönlichkeit wahrnehmen und dich so akzeptieren wie du bist.

Wir sollten uns sagen „Ich bin gut so wie ich bin“.

Das Gefühl der Selbstakzeptanz ist sehr machtvoll. Sie befreit von der Last, jemand sein zu müssen, der man nicht ist.

Das bedeutet nicht, alles an dir lieben zu müssen oder es als unveränderlich hinzunehmen. Im Gegenteil, „Selbstakzeptanz“ ist eine wunderbare Basis für deine persönliche Weiterentwicklung.

Nachsicht bei Rückfällen/Scheitern:

Was wir dann neben einer gesunden Selbstakzeptanz brauchen, ist mehr Nachsicht mit uns selbst. Wir müssen unsere gesetzten Ziele und Pläne für das neue Jahr nicht auf Biegen und Bechen durchziehen, wir dürfen zwischendrin auch mal scheitern und es echt verkacken.

Und gerade in den Momenten des Scheiterns gilt es dann, nachsichtig mit sich zu sein und statt „jetzt ist es eh schon egal“ oder „typisch für mich“ lieber zu denken „Egal, morgen fange ich wieder an“.

Scheitern und Rückfälle sollten in unseren Plänen mit einkalkuliert sein und dürfen uns nicht in eine negative Abwärtsspirale unseres Denkens bringen. Unser Gehirn ist ein mächtiges Werkzeug, egal was wir denken, es beeinflusst unser Handeln. Wer ständig denkt „Das schaffe ich eh nicht“, stellt schon ganz zu Beginn die Weichen so, dass er seine Ziele auch sicher nicht erreichen wird.

Stattdessen sollten wir Rückschläge als Hinweis verstehen. Wenn wir uns z.B. fest vorgenommen haben, in bestimmten Situationen mit unseren Kindern künftig gelassener zu bleiben, wir aber seit Tagen keine durchgeschlafene Nacht mehr hatten, Streit in der Partnerschaft oder Stress im Büro – dann dürfen wir ein Scheitern/einen Rückfall als das ansehen, was es ist. Einen deutlichen Hinweis, dass wir aktuell überlastet sind. In solchen Momenten ist es wichtig, sich gut um sich zu kümmern, sich eine Umarmung und Verständnis zu schenken.

Wie kannst du konkret vorgehen?

Zum Start des neuen Jahres tun wir gut daran, uns genau zu überlegen, was wir uns für das neue Jahr vornehmen – Was möchte ich erreichen? Hab ich darauf Lust? Passt es in mein Leben? Tut mir das Ziel gut? Was kann ich dafür ganz konkret tun? Was habe ich selber in der Hand? Wo brauche ich Unterstützung von außen?


Am besten machst du dir mit Hilfe der SMART-Methode Notizen zu deinen Gedanken, so dass du immer wieder im Laufe des Jahres reflektieren kannst, wo du stehst und was du noch verändern oder an die aktuelle Situation anpassen kannst. Denn wie gesagt, Ziele müssen nicht auf Biegen und Brechen umgesetzt werden, schon gar nicht, wenn sich deine Lebenssituation verändert hat.

Nur zu, setz dir herausfordernde Ziele, die dich etwas aus deiner Komfortzone herauslocken und fühl den Stolz in dir, wenn du dein Ziel erreicht hast. Es gibt kaum etwas schöneres als den Stolz auf sich selbst zu spüren. Und denk dran, sei bei Rückschlägen nachsichtig mit dir – du bist gut, so wie du bist!

Du musst nichts werden – du bist schon!

 
 
 

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