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Fremdbestimmung versus Selbstbestimmung:

  • Autorenbild: Katrin Haaga
    Katrin Haaga
  • 28. Feb.
  • 4 Min. Lesezeit

Oder auch: Warum Peppa Wutz gern gesehener Gast in unserem Wohnzimmer ist.



Grafik einer weinenden Frau, die sich die Hände vor  ihr Gesicht hält

 

Ich habe 3 Kinder, die aktuell 4,7 und 10 Jahre alt sind – Fremdbestimmung ist für mich also kein Fremdwort.

Ich bin ehrlich, ich konnte mir das, bevor ich Mutter wurde, nicht im entferntesten ausmalen, wie fremdbestimmt mein Leben sein wird und wie schwer es mir anfangs fallen wird, dabei nicht völlig unterzugehen mit meinen Wünschen und meinen Bedürfnissen.

 



Die Fremdbestimmung mag sich in den letzten Jahren verändert haben, die Anfangszeit mit kleinem Baby ist bei uns vorbei, aber ich kann mich noch gut erinnern, dass ich teilweise weder allein duschen konnte, noch aufs Klo gehen und zwar egal ob der Papa daheim war oder nicht.

Diese Art von Fremdbestimmung hat sich in den letzten Jahren gelegt, also falls du gerade noch in dieser Phase deiner Elternschaft bist – sie schlafen irgendwann wirklich besser und leben nicht ewig nur auf dir – versprochen!


 

Fremdbestimmung mit älteren Kindern


Die Art von Fremdbestimmung, die nach den Babyjahren kommt, ist irgendwie anders.

Sie hat sich gewandelt in Hausaufgabenbetreuung, Hobbyplanung, Taxifahrten, FreundInnenbesuche usw.

Alles Dinge, für die man als Elternteil verantwortlich ist – egal ob das gerade meinem Wunsch entspricht oder nicht.

Es ist also immer noch so, dass ich nicht einfach machen kann, was ich will und wann ich es will. Es gehört immer eine gewisse Planung dazu, wenn ich mich mit Freundinnen treffen, allein eine Runde joggen gehen oder mich auch einfach mal nur zurückziehen möchte.


Selbstbestimmung im Alltag integrieren

 

Mit den Jahren habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass ich dieser Fremdbestimmung nicht komplett ausgeliefert bin. Ich kann und darf mir Strategien schaffen, die es mir einfacher und damit auch selbstbestimmter machen.


 

Ein Beispiel:

 

Es ist Donnerstag Nachmittag 17.30Uhr und die Luft ist raus – bei uns allen.

Wir waren alle arbeiten, in Schule oder Kita.

Mit K1 wurden anschließend schon Vokabeln geübt, mit K2 das Lesen und K3 nebenher immer irgendwie auch beschäftigt.

„Mama darf ich Peppa Wutz schauen?“ lässt mich kurz zusammenzucken.

 

Früher wäre mein 1. Gedanke „Ach kacke, das Kind soll doch nicht so viel fernsehen, was kann ich alternativ anbieten?“ gewesen.

Heute ist es zum Glück „Ich brauch echt ne Pause und hab keine Lust was zu spielen – also, warum nicht."

Ich höre schon den Aufschrei: „Du kannst dein Kind doch nicht vor dem Fernsehen parken, um eine Pause zu machen!!!“


Muss ich mich dafür schämen, dass ich gerade erkannt habe, dass eine Pause uns allen gut tun würde? Um kaum ein Thema wird so heftig und emotional diskutiert wie um den Medienkonsum der Kinder. Ja, ok da gibt es noch den Süßigkeitenkonsum, Stillen ja oder nein, Schnuller ja oder nein, ach was ich könnte vermutlich noch ewig so weitermachen, aber das führt an dieser Stelle zu weit.


Es scheint so, als ob der Medienkonsum meiner Kinder darüber entscheidet, ob ich eine gute oder schlechte Mutter bin. Ob ich das Erziehungsding drauf habe oder echt verkacke.


Lass dein schlechtes Gewissen hinter dir

 

Ich möchte dich dazu ermuntern, diese Ansichten und dein schlechtes Gewissen hinter dir zu lassen und einmal darüber hinaus zu blicken, um zu schauen, was sich für Möglichkeiten ergeben.

 

Bin ich eine schlechte Mutter weil ich an einem Donnerstag Nachmittag keine Lust mehr habe, das 3. Buch vorzulesen oder mit dem Puppenhaus zu spielen?

Ich denke NEIN!

 

Ist es dagegen völlig legitim, sich nach einem überwiegend fremdbestimmten Tag eine kurze Runde Selbstbestimmung mit Medienkonsum zu erkaufen?

Ich denke JA!

 

Und wenn diese kurze Zeit der Selbstbestimmung bedeutet, dass die Kinder sich ne Runde Peppa Wutz gönnen, dann ist das "moralisch neutral", wie Nora Imlau sagen würde. Wenn deine Pause eher klappt, wenn die Kids mal fernsehen, anstatt mit Kappla zu bauen, weil sie sich dabei nach spätestens 5 Minuten in die Haare kriegen, dann kann Peppa Wutz und Co das Mittel deiner Wahl sein- und das ist OK!


 Ich sage nicht „Setz dein Kind den ganzen Tag über vor Medien und kümmere dich nicht". Ich sage, dass es vollkommen in Ordnung ist, sich eine selbstbestimmte Pause zu erlauben und sich diese auch einmal durch Medienkonsum der Kinder zu organisieren.



Selbstbestimmung im Kleinen


Wie du diese Pause für dich nutzt ist deiner Fantasie überlassen – ich ziehe mich dann zum Beispiel gern einmal zurück und genieße die Zeit auf meiner Akkupressurmatte oder lege mich ins Bett und lese ein paar Seiten meines Buches – ganz in Ruhe und ALLEIN! Das ist Selbstbestimmung im ganz kleinen Rahmen.

 

Wir müssen eben immer schauen, wieviel Selbstbestimmung gerade für uns, mit unseren Kindern und in unserem Alltag möglich ist.

Wenn es eben nicht der abendliche Sportkurs sein kann, geschweige denn das Wellnesswochenende - dann kann es sein, dass deine Selbstbestimmung mit 20 Minuten allein sein beginnt.

Wir gehen einen Schritt nach dem anderen, es wird mit der Zeit besser und einfacher, die Kinder werden größer, die Fremdbestimmung nimmt ab und die Zeitfenster für unsere Selbstbestimmung werden größer.



Selbstbestimmung - wie anfangen?

 

Selbstbestimmung bedeutet für mich vor allem auch wieder ganz genau zu wissen, was mir gefällt, was mir Spaß macht und was mich erfüllt.


Ich möchte dich dazu ermuntern, einmal wieder über dich selber nachzudenken:

 

Was für eine Person steckt da in dir? Was macht ihr Spaß? Was würde sie unbedingt gern einmal wieder tun? Was würde sie vielleicht auch gern zum ersten Mal in ihrem Leben tun?

Und dann im zweiten Schritt kannst du schauen, wie sich das vielleicht auch in kleinen Schritten in deinem Leben umsetzen lässt.

Statt dir zu sagen "Das geht bei uns nicht", frag dich einmal „Wie kann das funktionieren?“

Diese Frage hat so viel Macht, denn sie geht erst einmal davon aus, dass es funktionieren kann! Brauchst du für die Umsetzung jemanden oder etwas zur Unterstützung?

 

Ich versichere dir, dass allein diese Gedanken über dich selber, dir ein ganzes Stück Selbstbestimmung zurückgeben und dir neue Perspektiven schaffen werden.

Das und die Erkenntnis, dass die Häufigkeit der Besuche von Peppa Wutz und Co. in eurem Wohnzimmer rein gar nichts über dich und deine Qualitäten als Mutter oder Vater aussagen!

 

Nimm die Fragen gern mit in deinen Alltag und beantworte sie für dich.


Wir hören oder lesen uns.

Deine Katrin

 
 
 

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